Der neue Report „Alternative Proteine Report Deutschland” des Good Food Institute Europe (GFI), bietet eine Übersicht über den Markt für alternative Proteine. Er kommt zu dem Ergebnis, dass Deutschland auf Seite der Lebensmittelwirtschaft und der Forschungseinrichtungen sehr gut für die Entwicklung von pflanzlichen, kultivierten und fermentationsbasierten Alternativen aufgestellt ist. Gleichzeitig ist Deutschland der größte Absatzmarkt für pflanzenbasierte und einer der vielversprechendsten Märkte für kultivierte und fermentationsbasierte Produkte.
1.500 Unternehmen arbeiten an Alternativprodukten
Weltweit sind mindestens 1.500 Unternehmen ausschließlich in der Entwicklung von Alternativprodukten auf Basis von Pflanzen, Kultivierung und Fermentation tätig. In Deutschland arbeiten mindestens 90 Unternehmen daran, darunter viele Startups, die vielversprechende und einzigartige Ansätze verfolgen. Im Bereich Fermentation gibt es in Deutschland die drittmeisten Startups nach den USA und Israel, und auch in den anderen beiden Säulen gibt es viele innovative Startups.
Größter Plantbased-Markt in Europa
Diese innovative kommerzielle Landschaft trifft auf einen starken Heimatmarkt und aufgeschlossene Verbraucher:innen. Mit Umsätzen von 1,9 Milliarden Euro im Jahr 2022 ist der deutsche Markt für Alternativprodukte zu Fleisch, Fisch und Milchprodukten nicht nur der mit Abstand größte Plantbased-Markt in Europa, sondern auch der Markt mit dem größten Wachstum in Westeuropa (11%).
Steigende Nachfrage nach pflanzenbasiertem Fleisch
Die steigende Nachfrage nach pflanzenbasierten Fleisch- und Wurstprodukten spiegelt sich auch im Anstieg der Produktion: 2022 wurden in Deutschland 109.800 Tonnen pflanzliche Fleischalternativen im Wert von 537 Millionen Euro hergestellt, was einem Anstieg von 12% gegenüber 2021 und einem Wachstum von 82% gegenüber 2019 entspricht. Im gleichen Zeitraum ist der Verzehr von tierischen Produkten nach Angaben der Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung (BLE) weiter zurückgegangen – bei Fleisch um rund 8% auf 52kg pro Person, bei Kuhmilch um 6% auf 46kg und bei Käse aus Kuhmilch um 3% auf 25kg.
Gut aufgestellt: Forschungslandschaft in Deutschland
Deutschland ist grundsätzlich sehr gut aufgestellt ist, um bei der Forschung zu alternativen Proteinquellen eine tragende Rolle einzunehmen — von der Grundlagenforschung, über den Transfer von Technologie in die Praxis bis hin zur Skalierung der Produktion. Laut einer GFI-Auswertung haben rund 200 Forschende in Deutschland bereits zu Alternativprodukten auf Basis von Pflanzen, Kultivierung und Fermentation veröffentlicht. Damit gehört Deutschland neben Großbritannien und den Niederlanden zu den Ländern Europas, in denen am meisten zu dem Thema publiziert und geforscht wird.
Weltweit erster Lehrstuhl für zelluläre Landwirtschaft
An einigen Hochschulen wird bereits vertieft zu alternativen Proteinen geforscht, sowohl zu technischen als auch zu wirtschaftlichen, sozialwissenschaftlichen und regulatorischen Aspekten. Eine herausragende Entwicklung 2022 war die Gründung des weltweit ersten Lehrstuhls für zelluläre Landwirtschaft — also Zellkultivierung und Präzisionsfermentation — an der Technischen Universität München.
Förderung: Keine Gesamtstrategie
In den Geschäftsbereichen der Bundesministerien für Ernährung und Landwirtschaft, Wirtschaft und Klimaschutz sowie Bildung und Forschung gab es in den vergangenen Jahren immer wieder vereinzelte Fördermaßnahmen in diesem Bereich. Zum Beispiel fördert der Bund seit 2022 den Forschungsverbund Cellzero Meat mit 1,2 Millionen Euro, der Verfahren zur Kultivierung von Fleisch mit tierfreien und nachhaltigen Verfahren voranbringen soll. Doch diese Fördermaßnahmen sind vom Volumen her vergleichsweise niedrig und folgen keiner kohärenten Gesamtstrategie.
Andere Länder gehen voran
Währenddessen investieren große Industrieländer wie die USA und China, Pioniere auf dem Gebiet der alternativen Proteine wie Israel und Singapur und immer mehr europäische Nachbarländer große Summen in den Sektor. In den Niederlanden hat die Regierung 2022 im Rahmen des National Growth Funds 60 Millionen Euro für kultiviertes Fleisch und Präzisionsfermentation bereitgestellt, in Dänemark investiert die Regierung einen dreistelligen Millionenbertag in pflanzenbasierte Proteine.
Hier können Sie sich den kompletten Report herunterladen: gfieurope.org