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Algen: Vielfalt mit großem Potential

    Algen werden unterschieden in Makro- und Mikroalgen. In der Wirtschaft können Algen auf verschiedene Weise genutzt werden, u.a. als zunehmend beliebtes Lebensmittel ebenso wie in Kosmetika. An weiteren Anwendungen beispielsweise in Futtermitteln und Biosprit wird zurzeit intensiv geforscht. Trotz des Potentials von Algen als landwirtschaftliches Geschäftsmodell gibt es noch viele Herausforderungen, die bewältigt werden müssen. Dennoch wird der Anbau von Algen in der Landwirtschaft immer beliebter, da Algen als nachhaltige und vielseitige Quelle genutzt werden können. Generell ist die Biomassegewinnung aus Algen sehr effektiv, und im Idealfall muss kein zusätzliches Ackerland verbraucht werden. Algen haben u.a. aufgrund ihrer Fähigkeit, CO2 aufzunehmen und Sauerstoff abzugeben, viel Aufmerksamkeit als nachhaltige Ressource auf sich gezogen. Sie benötigen wenig Platz, wachsen schnell, und brauchen weder Pestizide noch Düngemittel.

    Rolle von Algen in der Ernährung

    In Asien, insbesondere Japan, werden Algen seit langer Zeit zur Ernährung verwendet. Ob in Sushi, als Zuckertang oder Wakame: Algen sind in einer Größenordnung von ca. 9 Mio. Tonnen jährlich fest etabliert. Nachdem Sushi auch in Europa Fuß gefasst hat, haben die Mikroalgen Spirulina und Chlorella als sogenanntes Superfood unter anderem in Smoothies und Proteinriegeln, aber auch in Tee, längst ihren Weg in die Lebensmittelmärkte gefunden. Allgemein sind Algen reich an Proteinen, Ballaststoffen, Vitaminen und Mineralien und sie haben einen hohen Anteil an essenziellen Aminosäuren.

    Makroalgen

    Makroalgen sind mehrzellige Meerwasseralgen (Braun- Grün- und Rotalgen). Wir kennen sie von dem mittlerweile ubiquitären Sushi als Nori, – aber auch als Wakami. Dulse dient als veganer Speckersatz. Makroalgen können bis zu 100 Meter lang werden und sind auch als Seetang bekannt. Mittlerweile gibt es circa 12 kommerziell genutzte Makroalgen. Algen aus der Ostsee beispielsweise können als zweites Standbein für Landwirte, die ihren Betrieb an der Meeresküste haben,  geeignet sein. Zu Makroalgen forscht aktuell das Fraunhofer Institut in seinem Projekt „Seafeed“ zu den Potentialen verschiedener Makroalgenarten. Zu Aquakultur und nachhaltiger Ernte hat u.a. Naturland eine Richtlinie herausgegeben, die über die EU-Regeln hinausgeht.

    Mikroalgen

    Mikroalgen enthalten in der Regel höhere Mengen an Proteinen, Fetten, Kohlenhydraten, Vitaminen und Mineralien als Makroalgen. Sie können sowohl in Süß- als auch in Salzwasser angebaut werden. Als einzellige Lebewesen brauchen sie zu ihrer Ernährung nicht viel mehr als CO2, aber sehr viel Licht. In einer Studie des Fraunhofer Instituts, der Universität Hohenheim in Stuttgart, und dem Karlsruher Institut für Technologie, gefördert vom Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft BMEL sowie der Fachagentur für Nachwachsende Rohstoffe e. V. (FNR) , wurde anhand der Kieselalge die wirtschaftliche und ökologische Nachhaltigkeit des Anbaus von Mikroalgen im industriellen Maßstab erforscht. Es wurde festgestellt , dass Mikroalgen hervorragend in stillgelegter landwirtschaftlicher Infrastruktur, beispielsweise in nicht mehr benutzten Ställen, angebaut werden können. Voraussetzung ist eine stromsparende LED Beleuchtung. Dadurch werden zwar die Stromkosten erhöht, aber bis zu 80% Wasser und 86% der Fläche im Gegensatz zum Freilandanbau gespart.

    iStock/Marina Bagrova

    Zusammenfassung und Ausblick

    Obwohl es noch erheblicher Forschungs- und Fördergelder bedarf bleibt das Fazit, dass die Algenzucht sich für Landwirte durchaus lohnen kann. Es kommt aber auf das Produkt und die gewonnenen Wertstoffe an. Und nicht nur das: Zuverlässige Abnehmer und Vertriebswege sind auch hier zentral.

    Im Juli 2022 begrüßten die Minister:innen des Rates der EU die von der Europäischen Kommission vorgeschlagenen strategischen Leitlinien für eine nachhaltigere, widerstandsfähigere und wettbewerbsfähigere Aquakultur in der EU für den Zeitraum 2021-2030. Der Fokus liegt auf einer Aquakultur mit geringeren Umweltauswirkungen und einer Verringerung der Abhängigkeit von Importen.

    Ein Algenbauer der ersten Stunde mit Algen als zweitem Standbein neben der Tierhaltung  ist Maarten Heins vom Hof Bröös im niedersächsischen Rockstedt.  Auf 2.500 Quadratmeter züchtet er die Mikroalge Spirulina und kann sich nach eigener Aussage ein Leben ohne Algen nicht mehr vorstellen.

    Der Algenbauer | Maarten Heins | Bioökonomie.de (biooekonomie.de)

    Zur Studie des Fraunhofer Instituts: FuTuReS – Ökonomische und ökologische Bewertung eines Bioraffinerieansatzes zur Produktion von Fucoxanthin und EPA im Pilotmaßstab und transdisziplinär entwickelter Szenarien im Industriemaßstab in Deutschland – Fraunhofer IGB

    Zu dem Projekt „Seafeed“ des Fraunhofer Instituts für Verfahrenstechnik und Verpackung: Maritime Makroalgen als Lebensmittel- und Futterzutat – Fraunhofer IVV

    Zu den Richtlinien von Naturland: Makroalgen aus Ökologischer Aquakultur (naturland.de)

    EU-Rat bekundet seine Unterstützung für die Entwicklung neuer Aquakulturmethoden mit geringen Umweltauswirkungen: Rat billigt Schlussfolgerungen zu neuen strategischen Leitlinien für eine nachhaltigere, widerstandsfähigere und wettbewerbsfähigere Aquakultur – Consilium (europa.eu)