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Microgreens: Ressourcensparende Expresskultur

    „Microgreens“ ist nicht nur ein Trend aus den USA, die gehaltvollen Powerpflänzchen sind auch eine gute Geschäftsidee. Denn ihr Anbau geht schnell, schont Ressourcen und der Aufwand ist überschaubar. Ob sich der Anbau für Sie lohnt, hängt von den möglichen Abnehmern in Ihrer Nähe ab. Denn die frisch geernteten Keimlinge sind empfindlich und müssen schnell beim Endkunden ankommen.

    Doch was genau sind „Microgreens“? Auch wenn der Name an etwas Künstliches aus dem Labor denken lässt, handelt es sich dabei schlicht um Gemüse- und Kräuterkeimlinge. Diese werden nur etwa zwei Wochen kultiviert. Im Gegensatz zu Sprossen werden sie kurz nach Ausbilden der ersten richtigen Blätter geerntet. Dadurch enthalten sie deutlich mehr Chlorophyll. Der Begriff „Micro“ steht dabei für die Größe der Pflänzchen zur Erntezeit, nämlich sehr klein. „Greens“ bezieht sich auf die große Palette an Gemüsepflanzen sowie Kultur- und Wildkräutern, die sich für diese Anbautechnik eignen.

    Die kleinen Vitaminbomben enthalten alle Nährstoffe des Saatkorns und damit weit mehr als ausgewachsenes Gemüse.

    Bis zu 100-mal mehr Vitamine
    Die Keimlinge sind deswegen so beliebt, weil sie 40- bis 100-mal mehr Vitamine und Nährstoffe enthalten als die gleiche Menge ausgewachsenen Gemüses. Gleichzeitig brauchen die kleinen Superpflänzchen aber 200-mal weniger Wasser und aufgrund der kurzen Wachstumsphase 90 Prozent weniger Zeit als der herkömmliche Anbau. Da die Keimlinge alle Nährstoffe des Saatkorns enthalten, bieten die kleinen Vitaminbomben neben Vitaminen den A, C und B, auch Mineral- und Ballaststoffe, Eisen, Zink sowie Spurenelemente, sekundäre Pflanzenstoffe und Aminosäuren. Je nach Pflanze kommen noch
    ätherische Öle, Kieselsäure und Flavonoide dazu. Ähnlich groß ist auch das Geschmacksspektrum der hochpotenten Winzlinge, denn in ihnen sind nicht nur Nährstoffe konzentriert, sondern auch der Geschmack. Sie schmecken je nach Pflanze mild, scharf, süß, würzig bis zartbitter.

    Platzsparend und ressourcenschonend
    Für den Anbau spricht auch, dass die kleinen Powerpakete im Vergleich zum herkömmlichen Kräuter- und Gemüseanbau nur wenig Platz und Pflege brauchen. Sie gedeihen ohne Düngen, Jäten und Pikieren und können schon nach zwei bis drei Wochen geerntet werden. Ein Kieler Unternehmen (siehe Video am Ende des Artikels) baut beispielsweise auf Regalsystemen auf nur 15 Quadratmeter Grundfläche das ganze Jahr hindurch an. Da es sich um ein Kreislaufsystem handelt, in dem kein Sickerwasser verloren geht, wird für den Anbau nur wenig Wasser benötigt. Durch wohltemperierte Räume ist auch der Verlust durch Verdunstung gering. Microgreens können zwar auch ohne Substrat gezogen werden. Empfehlenswert ist jedoch die Anzucht auf Bioerde mit Biosaatgut.

    Geeignet: alle schnellwüchsigen Kräuter und Gemüsesorten
    Für die Anzucht von Microgreens eignen sich viele schnellwüchsige Kräuter und Gemüsesorten wie Schnittsalate, Endivien, Senf, Brokkoli, Kresse, Alfalfa (Luzerne), Bohnen, Mungbohnen, Minze, Pak Choi, Rauke, Brunnenkresse, Buchweizen, Mangold, Rotkohl, Radieschen, Blumenkohl, Basilikum, Amaranth, Fenchel, Dill, Koriander oder Kerbel, aber auch Sonnenblumenkerne, Brokkoli, Daikon-Rettich, Erbsen und Weizengras haben sich bewährt. Auch Rote Bete kann als Microgreen kultiviert werden, sie hat jedoch die längste Wachstumszeit. Um die Keimung von großen und harten Kernen wie die von Erbsen, Bohnen, Buchweizen oder Sonnenblumen zu beschleunigen, sollten diese vor der Aussaat über Nacht in Wasser eingeweicht werden.

    Erntereif nach zwei Wochen
    Zur Anzucht reichen zwei Zentimeter feinkrümelige Kompost- oder Anzuchterde. Die Beigabe von eingeweichten Kokosfasern erhöht die Wasserspeicherkraft und Luftdurchlässigkeit. Das Saatgut wird deutlich dichter als bei der herkömmlichen Aussaat gesät. Deswegen ist der Bedarf an Saatgut höher. Beachten Sie, ob es sich bei dem Saatgut um Licht- oder Dunkelkeimer handelt. Letztere müssen bei der Keimung abgedeckt werden. Das Saatgut sollte dann zwei- bis dreimal täglich gelüftet und gleichmäßig feuchtgehalten werden. Vorsicht beim Gießen: In der Anfangsphase sollte nur mit einer Sprühflasche befeuchtet werden, da sich sonst leicht Schimmel bildet. Wenn die Pflanzen nach vier bis sechs Tagen deutlich gewachsen sind, können Sie die Abdeckung dauerhaft abnehmen. Wenn sich nach zehn bis 14 Tagen nach den Keimblättern die ersten echten Blattpaare ausgebildet haben und die Pflänzchen etwa 15 Zentimeter hoch sind, dann sind sie erntereif. Sie werden dann etwa fingerbreit über der Erde abgeschnitten und sofort verarbeitet.

    In Restaurants werden die dekorativen Keimlinge gerne zum Garnieren verwendet.

    Mögliche Absatzmärkte: Märkte und Restaurants
    Abnehmer für die Keimlinge sind Bio-, Wochen-, und Supermärkte sowie die Gastronomie. In der Gourmetküche werden die dekorativen Keimlinge gerne als Garnierung für Speisen verwendet. Sie eignen sich aber auch gut zur Beigabe in Salate, Quark, Frischkäse, Suppen oder Smoothies. Da die Pflanzen nach der Ernte sehr empfindlich sind und nicht lange gelagert werden können, müssen sie schnell zum Endabnehmer transportiert werden. Deswegen sollten Sie zunächst prüfen, ob in sich Ihrer Region Abnehmer finden. Um die wertvollen Inhaltsstoffe der Keimlinge nicht zu zerstören, dürfen sie auch nicht erhitzt oder tiefgekühlt werden.

    Hier sehen Sie einen Film über ein Unternehmen, das Microgreens produziert: